Leinen Los!

Ein klitzekleines bisschen Fachchinesisch vorweg: Wenn im Folgenden vom „Fieren“ einer Leine, Schot o.ä. die Rede ist, bedeutet das, dass die Leine langsam und kontrolliert losgegeben wird. Das Gegenteil davon ist das „Holen“ – die Leine / Schot wird angezogen.

Es ist so weit, wir haben gefrühstückt, abgewaschen, alles seefest verstaut und die Luken geschlossen.

Der Ölstand im Motor wurde geprüft, das Seeventil für das Motorkühlwasser geöffnet und alle anderen Seeventile geschlossen. Auch der Gashahn an der Flasche ist zu.

Damit beim Ablegen keine Hektik aufkommt, besprechen wir vorher in aller Ruhe, wie das Ablegemanöver vor sich gehen soll und welche Handgriffe jeder übernimmt.

Grundsätzlich gilt übrigens beim An- und Ablegen: sämtliche Aktionen mit Leinen werden nur auf Kommando des Rudergängers ausgeführt.

Wir lassen den Motor an, prüfen, ob Kühlwasser austritt und lassen ihn einige Minuten warmlaufen.

Im Mittelmeer liegen wir meistens mit dem Heck am Steg und haben das Boot mit 2 Achterleinen festgemacht.

Der Bug wird entweder von einer Mooringleine gehalten (eine Leine, die am Grund an einem Betonklotz befestigt ist) oder von unserem Anker.

Je einer von Euch bedient eine Achterleine. Wir haben die Achterleinen bereits auf Slip genommen, d.h. Die Leine ist am Boot befestigt, an Land um den Poller oder durch den Ring geführt und wieder zurück an Bord, wo das jeweilige Crewmitglied die lose Part in der Hand hält.

Wenn wir deutlich Wind von der Seite haben, kann die Achterleine auf der Leeseite – also der dem Wind abgewandten Seite – jetzt schon eingeholt werden.

Mit der Luvleine – also der Leine auf der Seite, von der der Wind kommt – wird das Boot gehalten.

Das Besatzungsmitglied am Bug löst nun die Mooringleine und lässt diese ins Wasser fallen. Der Rudergänger gibt ein wenig Gas, um das Boot zu halten und wir warten noch einen Moment, bis die Mooringleine auf den Grund gesunken ist, damit wir sie nicht in die Schraube bekommen. Dann wird die Achterleine gefiert und wir setzen uns langsam in Bewegung. Wenn das Ende der Achterleine im Wasser ist, holen wir sie rasch ein.

Während wir nun im Schritttempo den Hafen verlassen, räumen wir die Leinen weg, holen die Fender (die Polster, die über Bord hängen um Beschädigungen des Bootes zu vermeiden) ein und verstauen diese in der Vorpiek oder den Backskisten.